Die Aufgabe bei der Planung des Tempelhofer Damms in Berlin umfasste eine Lösung zu finden für die Anforderungen an eine Berliner Hauptverkehrsstraße aus wachsendem Radverkehrsaufkommen, Klimaschutz, städtebaulicher Aufwertung mit umfassender Durchgrünung sowie der alltäglichen Nutzung weiterer Interessengruppen.
Die B 96 in Berlin-Tempelhof ist eine zentrale Ache von Süden zum Zentrum der Stadt. Mehr als 40.000 Fahrzeuge passieren täglich den betrachteten 4-spurigen über 2 km langen Teilabschnitt. Derzeit wirken die Seitenräume ungeordnet. Radverkehrsanlagen gibt es nicht und geliefert wird meist durch illegale Nutzung der rechten Fahrspur. Zur Luftreinhaltung wurde seit Mitte 2019 für den Tempelhofer Damm eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 30 km/ h festgelegt.
Ausgehend von den Analysen und den daraus abgeleiteten Defiziten und Problemen unter Berücksichtigung des StEP Verkehr und des Berliner Mobilitätsgesetzes soll eine Verbesserung der Situation im Radverkehr herbeigeführt werden. Die Belange von Fußgängern, Behinderten, Senioren und Kindern sowie des Wirtschafts- und Lieferverkehrs sind dabei zu berücksichtigen ohne den Verkehrsablauf auf der durchgehenden Bundesstraße zu stark einzuschränken.
Neben verschiedenen Verkehrslösungen mit langfristigen Realisierungshorizonten wurde eine kurzfristige Planung erarbeitet, bei der mit einem geringen Umbaubedarf die wesentlichen Defizite im Radverkehr beseitigt werden. Umfassende Öffentlichkeitsbeteiligung mit Workshop- und Werkstattarbeit führten am Ende zu einer von allen Seiten akzeptierten Lösung. Dabei wurden anhand von Verkehrsflusssimulation die Leistungsfähigkeit der Knotenpunkt und des gesamten Streckenzuges geprüft und visuell veranschaulicht.
Da in allen Betrachteten Szenarien der ruhende Verkehr am Tempelhofer Damm vollständig entfallen muss, wurde ein Konzept erarbeitet und zwischenzeitlich bereits umgesetzt, wonach die vorhandenen Parkhäuser stärker ausgenutzt und im gesamten umliegende Stadtgebiet die Situation durch die Bewirtschaftung des ruhenden Verkehrs geordnet wird.
Für die Lieferverkehre wurde eine Umladestation für die Endkundenbelieferung mit Lastenrädern (Micro-Hub) geplant und realisiert. Dabei werden Güter „auf der letzten Meile“ auf Lastenfahrräder umgeladen und über die Radverkehrsanlagen ausgeliefert, ohne das spezielle Lieferzonen für Kfz erforderlich wären. Damit soll vor allem die Situation im Lieferverkehr verbessert sowie ein besserer Verkehrsablauf des allgemeinen Verkehrs erreicht werden.