Pendler Ingelheim

Wie wirkt sich eine zusätzliche Autobahnanschlussstelle auf den Stadtverkehr aus? Kann eine Ortsumgehung den starken, innerstädtischen Verkehr reduzieren? Welchen Einfluss auf das Verkehrsaufkommen hat ausgedehntes Home-Office beim größten Arbeitgeber der Stadt?

Um u.a. diese Fragen klären zu können, wurde als wesentlicher Bestandteil des Verkehrsentwicklungsplans für die Stadt Ingelheim am Rhein ein eigenes teilintegriertes Verkehrsmodell (Kfz orientiert) entwickelt. Dieses dient der Untersuchung verkehrlicher und struktureller Entwicklungsszenarien und damit als Grundlage für künftige Verkehrskonzepte, Infrastrukturprogramme sowie verkehrspolitische Entscheidungen. Im Rahmen des Verkehrsentwicklungsplans sollen Wirkungsanalysen von Einzelmaßnahmen im Kfz-Verkehr durchgeführt werden, um damit die voraussichtliche Verkehrsentwicklung darzustellen.

Die 35.000-Einwohner-Stadt Ingelheim am Rhein ist sowohl ein attraktiver Wohn- als auch Wirtschaftsstandort nahe der Landeshauptstadt Mainz. Der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim hat hier seinen Hauptsitz mit ca. 8.000 Beschäftigten. Ein Großteil derer pendelt regelmäßig zwischen Wohn- und Arbeitsort. Wenngleich gute Angebote im ÖPNV und Radverkehr vorhanden sind, prägt insgesamt ein hohes Verkehrsaufkommen im Kfz-Verkehr das Stadtbild.

Anders als die meisten städtischen Verkehrsmodelle beruht das Ingelheimer Modell nicht auf einem Netzausschnitt eines vorhandenen Landesmodells, sondern wurde komplett neu aufgebaut. Die Definition der Verkehrszellen im Stadtgebiet und den angrenzenden Gemeinden erfolgte auf Grundlage der Wahlbezirke. Hierfür lagen im Wesentlichen fundierte Strukturdaten (Einwohner, Erwerbstätige) vor. Das Angebotsmodell mit den Strecken und Knotenpunkten wurde OSM-basiert detailliert nachmodelliert und attributiert. Zudem wurden Informationen zum ÖV-Angebot hinterlegt.

Das Netzmodell bildet die Grundlage für den Aufbau eines Nachfragemodells, mit dem der Binnenverkehr sowie der Quell- und Zielverkehr berechnet werden können. Die Kalibrierung des Nachfragemodells erfolgte in vertiefender Ergänzung bereits vorliegender regionaler Daten mithilfe der durchgeführten Verkehrszählungen und -befragungen. Hieraus können zugleich Rückschlüsse auf das Mobilitätsverhalten der Einwohner gezogen werden können.